Conducting Qualitative Research under Pandemic Restrictions - Considerations, Challenges, and Benefits: A Methodological Field Report

Gesundheitswesen. 2023 Sep;85(S 03):S189-S196. doi: 10.1055/a-2129-6311. Epub 2023 Sep 26.
[Article in English, German]

Abstract

Background: The Covid-19 pandemic has a significant impact on professionals working in the medical area, with very high workload and tightened safety restrictions for physicians, nurses, caregivers, and patients. One of the main target participants in health services research are medical professionals. Their experiences contribute immensely to any research project aiming to improve delivery and quality of care. Furthermore, their input gives significantly greater insights into the handling of the pandemic and into what future improvements should be considered. In our research project ADAPTIVE (Impact of Digital Technologies in Palliative Care) we evaluate with qualitative research methods the impact of a web-based software on communication, teamwork, and lasting transformations in accountability in multidisciplinary teams (e. g., medication and independent decisions). In this paper, we discuss the challenges and benefits of conducting a qualitative research project under pandemic conditions by illustrating the progress of ADAPTIVE.

Methods: ADAPTIVE started in March 2020 and ended in August 2021. For data collection, we interviewed 26 participants about using a web-based program to facilitate the exchange of patient information in multidisciplinary teams in outpatient palliative care in Germany (mainly physicians and nurses). However, due to emerging hygiene regulations, corona-related restrictions, and the ongoing workload of medical professionals, the recruiting and interviewing process were challenging. Hence, we had to modify the original study design of two face-to-face interviews per participant and a focus group discussion into one telephone interview. The focus groups were cancelled.

Results: We discussed several adjustments to the data collection. However, the privacy policies of different clinics, participants' lack of experience with video calls, and a potential poor internet connectivity eliminated the option of digital video interviewing. Therefore, we interviewed 21 participants by telephone and only five face-to-face. Further, the focus group discussions initially planned had to be dropped since a simultaneous gathering of the participants was not possible due to several reasons. Nonetheless, we obtained many insights into the usage of digital support systems in palliative care by conducting 26 interviews, allowing us to complete the research project.

Discussion: Telephone interviews come with limitations. Firstly, it may be difficult for participants to establish a trusting relationship with the interviewer. Secondly, non-verbal communication is lost during a telephone interview. However, expanding the survey methodology to include telephone interviews gave us the option of allowing us to expand the recruitment nationwide and overcome issues successfully.

Conclusions: Recruitment and data collection showed to be more time-consuming under pandemic circumstances, and further survey methods such as focus groups were nearly impossible. However, a qualitative research design offers greater flexibility when adapting study designs.

Hintergrund: Die Covid-19-Pandemie wirkte sich in erheblichem Maße auf medizinisches Personal aus. Dies führte zu einer sehr hohen Arbeitsbelastung und verschärften Schutzmaßnahmen für Ärzt*innen, Pflegepersonal und Patient*innen. Die Erfahrungen medizinischer Fachkräfte tragen in hohem Maße zu jedem Forschungsprojekt bei, das darauf abzielt, die Bereitstellung und Qualität der Versorgung zu verbessern. Darüber hinaus trägt ihre Teilnahme wesentlich dazu bei, einen besseren Einblick in den Umgang mit der Pandemie zu gewinnen und zu erfahren, welche Verbesserungen in Zukunft in Betracht gezogen werden sollten. Im Rahmen unseres Forschungsprojekts ADAPTIVE (Auswirkungen digitaler Assistenzen auf die Palliative Versorgung) haben wir mithilfe eines qualitativen Forschungsansatzes die Auswirkungen evaluiert, die eine webbasierte Software auf die Kommunikation und die Teamarbeit in multidisziplinären Teams hat und welche nachhaltigen Veränderungen in der Verantwortung damit einhergehen (z. B. Medikation und Delegation von Aufgaben). In diesem Beitrag diskutieren wir anhand des Forschungsprozesses innerhalb von ADAPTIVE die Herausforderungen und Vorteile der Durchführung eines qualitativen Forschungsprojekts unter Pandemiebedingungen.

Methoden: Die ADAPTIVE-Studie begann im März 2020 und endete im August 2021. Zur Datenerhebung baten wir 26 Teilnehmer*innen an einem Interview über die Nutzung eines webbasierten Programms zur Erleichterung des Austauschs von Patient*inneninformationen in multidisziplinären Teams in der ambulanten Palliativversorgung in Deutschland (hauptsächlich Ärzt*innen und Pflegekräfte) teilzunehmen. Leider waren die Rekrutierung und die Datenerhebung aufgrund neuer Hygienevorschriften, coronabedingter Einschränkungen und der anhaltenden Arbeitsbelastung der medizinischen Fachkräfte eine Herausforderung. Aus diesem Grund mussten wir das ursprüngliche Studiendesign, das zwei Präsenzinterviews pro Proband*in und eine Fokusgruppendiskussion vorsah, abändern, so dass stattdessen ein Telefoninterview durchgeführt wurde. Die Fokusgruppen wurden letztendlich abgesagt.

Ergebnisse: Das Forschungsteam diskutierte im Studienverlauf mehrere verschiedene Anpassungen der Datenerhebung. Auf Grund der Datenschutzrichtlinien verschiedener Kliniken, die oftmals fehlende Erfahrung der Proband*innen mit Videoanrufen und eine möglicherweise schlechte Internetverbindung entschied sich das Forschungsteam gegen die Option der digitalen Videobefragung. Alternativ wurden die Proband*innen per Telefon interviewt. Die ursprünglich geplanten Fokusgruppendiskussionen wurden verworfen, da ein Zusammentreffen der Proband*innen aus Gründen des Infektionsschutzes nicht möglich war. Nichtsdestotrotz haben wir durch das Telefoninterview wichtige Daten zur Nutzung digitaler Unterstützungssysteme in der Palliativversorgung erhalten, sodass wir das Forschungsprojekt erfolgreich abschließen konnten.

Diskussion: Telefoninterviews haben gegenüber face-to-face Interviews verschiedene Limitationen. Erstens kann es durch den Mangel an Mimik und den Verlust der körperlichen Präsenz für die Proband*innen schwierig sein, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Interviewer*innen aufzubauen. Zweitens fehlt am Telefon auch die Übermittlung der nonverbalen Kommunikation. Die Ausweitung der Erhebungsmethode auf Telefoninterviews gab uns jedoch die Möglichkeit, dass wir die Rekrutierung landesweit durchführen und so die vorher nur schleppend verlaufene Rekrutierung erfolgreich abschließen konnten.

Schlussfolgerungen: Die Rekrutierung und Datenerhebung erwiesen sich als zeitaufwändiger als bei anderen Forschungsprojekten unter nicht-pandemischen Bedingungen, zudem waren einige Erhebungsmethoden wie Fokusgruppen kaum möglich. Ein qualitatives Forschungsdesign bietet jedoch eine hohe Flexibilität bei der Anpassung des Studiendesigns, so dass Studien mit den nötigen Anpassungen auch unter Pandemiebedingungen möglich waren.